Gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung in der Einen Welt!
Am Dienstag, 21.06.2022, war es endlich soweit: Nach Antragstellung bei ENSA im Septermber 2021, Fördermittelzusage des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Dezember, mehrtägigen ENSA-Konferenzen im Februar und Juni 2022 und Auslandsdienstreisegenehmigungen des Schulministeriums im Juni 2022 startete die Reisegruppe der verstärkten Uganda-AG begleitet von vier Lehrkräften des Sturmius-Gynasiums Schleiden, Michaela Schnettker, Andrea Strätz, Henning Hülsmann und Andrea Jöbkes ab Bahnhof Kall auf die fast dreiwöchige Begegnungsreise zur Partnerschule in Kalungu Uganda.
Inhaltlich steht die Reise unter dem Thema “Gemeinsam unsere Eine Welt nachhaltig entwickeln!”. Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit den Schwerpunktthemen Plastic Pollution und Climate Change und gemeinsamen Aktionen zu diesen Themen.
Noch am Vortag herrschte kurz Aufregung, hatte unser Schulleiter Georg Jöbkes, der die Schulpartnerschaft im Schuljahr 2012/2013 mit seinem Projektkurs Geographie aus der Taufe gehoben hatte, doch am Nachmittag einen positiven Corona-Test erhalten. Gemeinsam mit der Leiterin der Uganda AG hatte er die Reise vorbereitet und sollte eigentlich mitreisen. Immerhin kannte er die Partnerschule schon von seiner Erkundungsreise im Jahr 2018.
Aber recht schnell legte sich die Aufregung und die letzten Vorbereitungen konnten getroffen werden. Die Schüler:innen und Lehrkräfte konnten ihre Checkliste “Reisepapiere” abarbeiten, die nicht unbeträchtlich lang war, konnten ihre Koffer kontrollieren und dann reichlich gespannt versuchen, eine Mütze Schlaf zu erhaschen.
Und dann lief alles fast wie von selbst. Mit der Bahn über Köln nach Frankfurt, mit dem Flugzeug und Umsteigen in Doha nach Entebbe, und dann ab mit dem Bus in die Stadt Masaka und von dort in das ländliche Kalungu.
Auf dem Weg musste aber natürlich unbedingt eine Pause eingelegt werden, als die Überquerung des Äquators anstand. Ab jetzt sind die 14 Reisenden aus Schleiden und Umgebung also – wenn auch ganz knapp – so doch auf der Südhalbkugel unterwegs. Die Sonne steht um die Mittagszeit im Norden.
Völlig erschöpft freuten sich die Schüler:innen über die warmherzige Begrüßung an der Partnerschule und durch die Schulleiterin des benachbarten Mädcheninternats, das sein Guesthouse zur Verfügung stellte, um eine angemessen Unterkunft zu bieten.
Noch kurz Duschen, ein kühles Getränk aus dem eigens angeschafften Kühlschrank und dann kam der Tiefschlaf.
Der Reise-Blog
23.06.2022 – Herzliche Begrüßung an der Partnerschule
Am ersten Tag stand dann die großartige Begrüßungsfeier mit Tanz- und Musikdarbietungen, Reden, einer Schulführung, dem Besuch beim Ortspfarrer und einem gemeinsamen Mittagessen für alle im Haus des Schulleiters Innocent Walyaula an.
Am Nachmittag gab es ein Treffen mit Gabriele Rolfs, die in ihrer Zeit bei Probono One World e.V. in Frankfurt die Gründung der Schulpartnerschaft begleitet hatte und zufällig wegen anderer Projekte in der Diözese Masaka unterwegs war. Sie kam zusammen mit Denis Kalyango, dem Schulinspektor der Diözese, der selbst schon im Jahr 2014 in Schleiden gewesen war, um sich einmal anzuschauen, wie denn die Partnerschule in Deutschland aussieht, und seit dieser Zeit engen Kontakt hält.
Die Schüler:innen aus Schleiden waren beeindruckt und begeistert von der Herzlichkeit der Aufnahme an der Partnerschule und haben schon den ersten inhaltlichen Austausch mit den Schulpartner:innen zum Umgang mit Plastikmüll gestartet. Alternativen sollen erarbeitet und kreative Lösungen für die unterschiedlichen Lebenswelten sollen ausgetüfftelt werden. Es wird spannende Gespräche geben.
Besonders beeindruckt hat die Schüler:innen aus Schleiden das reichhaltige Angebot an tropischem Obst, das wir zwar auch in unseren Supermärkten finden, aber frisch in Afrika einen ganz anderen Geschmack entfaltet.
Gefreut haben sie sich auch, dass Innocent Walyaula extra ein WLAN-Netz hat einrichten lassen, damit sie die Möglichkeit haben, nach Hause zu berichten und Freundinnen und Freunde an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Aber auch für die inhaltliche Arbeit wird das WLAN-Netz benötigt, wenn es darum geht, Fakten zu recherchieren und Präsentationen zu erarbeiten.
24.06.2022 – Gemeinsamer Unterricht in Chemie, passend zum Projektthema Plastic Pollution
25.06.2022 – Mit den Partnerschülern zu Besuch auf den Gehöften der Familien
26.06.2022 – Ein Sontag in Uganda mit einem gemeinsamen Ausflug zum Lake Victoria
Der erste Sonntag, den wir in Kalungu verbrachten, begann zunächst mit der heiligen Messe um 7:30. Die katholische Kirche Kalungus, die nur knappe 3 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt lag, beeindruckte uns durch die Mischung von Gewohntem und Ungewohntem. So ist die Kirche für europäische Augen als solche eindeutig identifizierbar, jedoch weicht die äußere und innere Architektur sowie Ausstattung von den uns gewohnten Strukturen in bestimmten Details ab.
Ein weiteres Detail, das unmittelbar bei Betreten der Kirche ins Auge stach, war die hohe Anzahl an Gläubigen, welche die Messe besuchten. Dies beeindruckte umso mehr als wir erfuhren, dass nach diesem frühen Gottesdienst noch zwei weitere abgehalten werden, die ebenso gut besucht sind.
Der zweistündige Gottesdienst wurde in der regionalen Sprache Luganda gehalten, jedoch ließ es sich Father Martin nicht nehmen, unsere Reisegruppe herzlich auf Englisch zu begrüßen und der Schulgemeinschaft des JSG für ihren Einsatz für die Mapeera Secondary School zu danken.
Trotz der sprachlichen Barriere war die Struktur der Messe für jeden von uns Besuchern vertraut und nachvollziehbar, denn eine katholische Messe folgt global im Grundsatz denselben Regeln und Riten. Wer vielleicht kurz ob seines eigenen Verhaltens zögern und nachdenken musste, der konnte sich leicht an den einheimischen Banknachbarn orientieren. Neben der Sprache und bestimmten weiteren Details in Bezug auf die Innenarchitektur, war der für uns Europäer größte erkennbare afrikanische Einfluss auf die Messe die Auswahl an Instrumenten, welche die Lieder der Messe begleiteten. Während ein Chor kaum ungewöhnlich ist, so war der Einsatz von Keyboard statt Orgel doch ungewöhnlicher. Insbesondere begeisterte uns neben dem doch lebhaften Gesang des Chors die stimmliche Unterstützung durch die übrigen Messgänger, der durch den Einsatz von traditionellen Trommeln untermalt wurde. So war die für uns unübliche Dauer einer Messe sehr kurzweilig und eine eindrückliche Erfahrung.
Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer Herberge im Anschluss an die Messe, begann der Ausflug zum Lake Victoria (auf Luganda: ‘Nnalubaale). Während der Busfahrt konnten neben diversen Eindrücken der Landschaft auch der persönliche Austausch in den Vordergrund rücken. Die Versorgung der Reisenden an Bord des Busses war wie immer gesichert durch eine Auswahl an diversen Getränken und köstlichen süßen Bananen.
Vor Ort in konnten wir das übliche Tagesgeschäft der Anwohner beobachten, die vor allem mit dem Fang und der Aufbereitung von Fisch ihren Unterhalt verdienen.
Im Anschluss fuhren wir per Boot über den Lake Victoria auf die Ssese Islands. Auch wenn wir uns ausschließlich auf der ugandischen Seite des Sees bewegten, so waren die Ausmaße des Sees zu erahnen, wenn man den Blick gen Horizont richtete. Dann erschien dieser See eher die Weiten eines Meeres zu besitzen.
Nach dem Besuch einer Grundschule, die denselben Namenspatron wie unsere Partnerschule besitzt und an der wir wie gewohnt festlich und freundlich mit u. a. einer Gesangsdarbietung empfangen wurden sowie einer Rundfahrt, traten wird den Rückweg an.
Der Ausflugstag wurde mit einem wunderschönen Aufenthalt am Lake Nabugabo abgerundet. Der Lake Nabugabo ist ein Binnensee, der sich im Distrikt Masaka, unweit des Lake Victoria befindet. Dort wurden wir im Resort des Nabugabo Holiday Centre fürstlich bewirtet. Bei einem hervorragenden Buffet, das aus den landestypischen Köstlichkeiten bestand, konnten wir im Rauschen der anlaufenden Wellen des Lake Nabugabo einen schönen Tag gemeinsam ausklingen lassen.
27.06.2022 – Ein Tag an der Mapeera School und das Treffen mit dem City Council von Kalungu
Der Vormittag stand vor allem im Zeichen der gemeinsamen Projektarbeit, die praktisch und handfest angegangen wurde. So demonstrierten unsere Partner uns zunächst, auf welche Art und Weise sie alte Plastikflaschen recyclen, u. a. finden diese Einsatz als Körper von Mülleimern oder auch in zerlegter Weise als Abgrenzung im schuleigenen Gemüsegarten. Nach der Demonstration ging es an die gemeinsame Herstellung von Bauteilen für die genannten Abgrenzungen. Die einzelnen Arbeitsschritte umfassen hierbei das Zerteilen der Plastikflaschen, das Plätten der zerlegten Teile mit Hilfe von Steinen oder Hämmern und schlussendlich das Zusammenfügen der begradigten Teile mit Draht, die dann durch die Verbindung mit Holzstäben stabilisiert wurden.
Am Nachmittag stand ein Empfang beim Stadtrat (City Council) auf dem Programm. Der Bürgermeister John Kiragga und drei weitere offizielle Vertreter:innen Kalungus zeigten sich sehr interessiert an der gemeinsamen Projektarbeit, die ihnen vorgestellt wurde. Ebenso begrüßten sie die nun langjährige Schulpartnerschaft und betonten deren Wichtigkeit. In einem ausführlichen Gespräch wurde die gegenseitige Wertschätzung ebenso deutlich wie die Begeisterung darüber, dass nach langer Zeit der Partnerschaft endlich eine persönliche Begegnung möglich war. Das Interesse und die Wertschätzung des Stadtrates für die gemeinsame Projektarbeit fand nicht zuletzt auch darin Ausdruck, dass im Anschluss an das Treffen eine kalunguweite Durchsage über das lokale Lautsprechersystem erfolgte. In dieser Durchsage wurde durch den Stadtrat und Vertreterinnen beider Schulen die für den nächsten Tag angesetzte Aktion “Cleaning the trading centre” angekündigt und beworben.
28.06.2022 – Kreative Arbeit und “Clean Up Kalungu – Cleaning the trading centre”
Der Morgen des Dienstags begann erneut mit einer Messe, bei der es sich aber im Gegensatz zum Sonntag um eine Schulmesse handelte. Somit war also der Großteil der Besucher Schülerinnen und Schüler sowie weitere Schulangehörige der Mapeera School. Weitere Unterschiede bestanden in der Dauer die Messe, die eine Stunde betrug, und der Sprache, in der die Messe durchgeführt wurde, nämlich auf Englisch. Für die musikalische Untermalung der Messe sorgte der Chor bestehend aus Schülerinnen und Schülern der Mapeera School, die den Gesang durch den Einsatz von Trommeln verstärkten.
Im weiteren Verlauf des Vormittags wurden wir Zeuge der kreativen Energie und der strategischen Vorbereitung unserer Partner. Bei der Planung des Projektes zu Beginn des Jahres war die Idee aufgekommen, dass unser Projektthema auch in einer kreativen Form aufbereitet werden könnte. Es kristallisierte sich heraus, dass die Form des Gedichts und des Liedes Anklang auf beiden Seiten fand. Umso größer war die freudige Überraschung auf unserer Seite, als wir feststellten, dass unsere Partner bereits in intensive Vorarbeit gegangen waren und bereits die Texte für Gedicht und Lied sowie die Melodie fertig gestellt hatten. Die Vorführung von Gedicht und Lied durch die Schüler:innen des Germany Club begeisterten. Beide künstlerischen Ausführungen waren für die Vorführung unserer Projektergebnisse am letzten Tag des Austauschs vorgesehen. Dementsprechend wurden Lied und Gedicht wiederholt eingeübt und die deutschen Schüler: innen in die Vorführung integriert.
Nach dem kreativen Vormittag folgte am Nachmittag wiederum ein handfester Programmteil. Die gesamte Schulgemeinschaft der Mapeera und wir vom JSG versammelten uns nach der Mittagspause auf dem Schulgelände. Dort wurden die ugandischen Schüler:innen nach Jahrgängen sortiert und unsere Gruppe auf die Jahrgänge aufgeteilt. Ausgerüstet mit Schutzhandschuhen und Müllsäcken ging es gemeinsam mit den Lehrkräften der Mapeera in Richtung des trading centres, wo alle von Schüler:innen über Lehrkräfte bis hin zum Schulleiter der Mapeera tatkräftig Plastikmüll einsammelten. Dies geschah unter den interessierten Blicken der Einwohner:innen Kalungus, die teils auch Hand mit anlegten. Der Sinn hinter der Aktion erschien somit erreicht: Aufmerksamkeit erregen und so ein Bewusstsein für die Bedeutung von Plastikmüllentsorgung zu schaffen.
29.06.2022 – Ein Tag in Masaka – Besuch bei der Diözese Masaka, dem Schulträger unserer Parterschule und bei “Eco Brixs”, einem modernen Recycling-Projekt
Dieser Tag war geprägt durch einen ganztägigen Bildungsausflug nach Masaka, der Hauptstadt des Distriktes, in dem Kalungu liegt.
Zunächst wurden wir von Vertretern der Diözese Masaka, dem Schulträger unserer Partnerschule begrüßt, die uns ihre Arbeit in der Abteilung für Bildung und Gesundheit vorstellten. Hierbei erhielten wir auch Einblick in das umfangreiche Apothekenlager. Die Diözese als Ordnungseinheit der katholischen Kirche spielt in den Bereichen Bildung und Gesundheit eine zentrale und wichtige Rolle in Uganda. Eine Vielzahl von Schulen und Gesundheitseinrichtungen befinden sich in Trägerschaft der Kirche, die oft die tragende Rolle in Organisation und Aufrechterhaltung mit den beiden so bedeutsamen Gütern übernimmt, da der ugandische Staat, als einer der ärmsten auf dem afrikanischen Kontinent, diese Rolle nicht übernehmen kann.
Im Anschluss an die Führung durch die Einrichtungen der Diözese hatten wir das große Glück, dass der Bischof von Masaka, Serverus Jjumba, uns eine Audienz ermöglichen konnte. Auch er empfing uns mit der gleichen Freundlichkeit und Offenheit, die wir in den letzten Tagen immer erfahren hatten, und zeigte aufrichtiges Interesse an unserer Schulpartnerschaft und der Projektarbeit. Als unterhaltsamer Fakt stellte sich heraus, dass der Bischof rund zwei Wochen zuvor auf Besuch in Deutschland war, so auch u. a. in Aachen. Die Diözese Masaka ist in ihrer Stellung und Bedeutung mit der Diözese Aachen zu vergleichen, zu der sie auch engere Bindungen unterhält. Den Abschluss des Besuchs bei der Diözese bildete eine Führung durch die eindrucksvolle Kathedrale von Masaka.
Hieran schloss sich der Besuch bei Eco Brixs an, einem Pilotprojekt, das von der Diözese unterhalten wird. Konkret handelt es sich um eine Recyclinganlage für Plastikmüll. Bürger:innen können dort Plastikmüll, den sie gesammelt haben, gegen eine gewisse Summe an Geld eintauschen. Das Plastik wird dann maschinell zerkleinert, eingeschmolzen und zu Produkten mit neuem Verwendungszweck gegossen. Die Palette an Produkten ist breit. So wurden neben nützlichen Alltagsgegenständen wie Wäscheklammern oder Blumentöpfen auch Schmuck sowie Baumaterial hergestellt.
Die umfangreichen Mengen an Plastikmüll, die auf dem Gelände von Eco Brixs zur Weiterverarbeitung gelagert werden, stellen nur die Spitze des Plastikmüllberges dar, der für Mensch und Umwelt auch in Uganda eine greif- und sichtbare Problematik bedeutet. Zwar ist Eco Brixs nur ein Pilotprojekt, dennoch ist es von wichtiger Bedeutung, da es Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Plastik schaffen kann.
Nach einem erneut hervorragenden Lunch im Hotel Zebra, in dem wir schon an unserem Anreisetag sehr gut bewirtet worden waren, führte uns der Hotelmanager durch die Anlage und gewährte Einblicke in die unterschiedlichen Arten von buchbaren Zimmern sowie den Sport- und Wellnessbereich des Hotels, das westlichen Standards entspricht. Den übrigen Nachmittag verbachten wir mit der Besichtigung des Zentrums von Masaka, bei der ein Besuch auf dem Großmarkt im Vordergrund stand. Unsere Gastgeber versicherten uns, dass es sich um eine Zeit handelt, in der eher wenig Trubel auf dem Markt herrscht, jedoch erschien uns der Markt sehr gut besucht, wenn auch tatsächlich nicht überfüllt. Die Vielfalt der Waren, die durch Händler:innen feilgeboten wurden, war beeindruckend. Einen Bereich des Marktes würden wir wohl am ehesten als “Flohmarkt” charakterisieren. Hier wurden Kleidung, Freizeit- und Haushaltsartikel angeboten. In einem anderen Bereich gab es ein vielfältiges Angebot an Lebensmitteln, das von Kartoffeln und Reis über Fisch und Fleisch bis hin zu exotischen Früchten und Gewürzen reichte. Die Eindrücke, Farben und Gerüche hinterließen einen nachhaltigen Eindruck, da das “Marktleben und –treiben” doch erhebliche Unterschiede zu den Märkten aufweist, die wir aus unseren Breiten gewöhnt sind.
30.06. – 02.07.2022 – Exkursion in den Queen Elizabeth National Park unter dem thematischen Schwerpunkt “Afrikanische Naturräume unter Klima-Stress”
Am Morgen des Freitags brachen wir gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern unserer Partnerschule, Sister Mary Judith und Innocent Walyaula in Richtung des Queen Elizabeth National Park auf. Dieser liegt im Westen Ugandas, nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Bereits auf der Busfahrt, die durch eine Mittagspause im Crane Resort Hotel unterbrochen wurde, konnten vielfältige Eindrücke gesammelt werden. So waren landschaftliche Veränderungen im Vergleich zur zentralen Region Ugandas auffällig. Nicht nur die Vegetation änderte sich, sondern auch die landwirtschaftliche Nutzung war eine andere. So passierten wir u. a. diverse Teeplantagen, über die wir den Blick schweifen lassen konnte. Auch konnte aus dem Bus heraus schon Wildtiere im Lake Mbruo National Park beobachtet werden, an dessen Gebiet wir vorbeifuhren.
Deutlich wurde vermittelt, dass die Landschaften in Afrika unter Klimastress stehen und einem drastischen Veränderungsprozess unterlegen sind.
Am späten Nachmittag erreichten wir Kasese, die westlichste Großstadt Ugandas, in der wir in einem Hotel untergebracht waren, das sich mit europäischen Standards spielend messen konnte. Nach der langen Anreise hatten wir uns alle einen erholsamen Abend verdient, denn am nächsten Tag würde es nach einem leckeren Frühstück sehr früh in den Queen Elizabeth National Park gehen.
So begann die gut halbstündige Fahrt zu einem der Zugangspunkte zum Nationalpark noch vor dem Morgengrauen. Nachdem dort dann das notwendige Organisatorische erledigt und ein Referent zu uns in den Bus gestiegen war, begann die über vierstündige Rundfahrt durch den Nationalpark, die uns allen atemberaubende Eindrücke verschaffte. Vor dem Hintergrund des Rwenzori Gebirges eröffneten sich die Weiten des Nationalparks, der eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen beheimatet. Unter den fachkundigen Erläuterungen des Referenten konnten wir zunächst zahlreiche Vogelarten und Büffel sowie Gazellen beobachten, zu denen sich nach einiger Zeit auch Warzenschweine gesellten. Die Auslöser der Kameras und Handys klickten regelmäßig. Zu den beeindruckenden Szenen kam schlussendlich auch noch großes Glück und diejenigen, die auf die Sichtung von Löwen gehofft hatten, wurden für ihre Hoffnung und Geduld belohnt! So erspähte unser Referent nach einiger Zeit ein einzelnes Löwenmännchen, das sich in einiger Entfernung von der Busroute eine Ruhepause in der Mitte einer Gruppierung von Büschen gönnte. Trotz der Entfernung zog der Löwe die ganze Aufmerksamkeit auf sich, denn auch wenn wohl fast alle von uns schon Löwen in Zoos gesehen haben dürften, ist die Betrachtung eines solchen Tieres in seinem natürlichen Habitat ein nicht zu vergleichender Eindruck. Übertroffen wurde diese Sichtung dann noch durch eine zweite, die zu einem späteren Zeitpunkt stattfand. In einer Gruppe von Bäumen hatte sich eine Löwin zur Ruhe gelegt. Das Besondere war, dass diese Bäume nah angefahren werden konnten, sodass die Löwin aus nächster Nähe betrachtet werden konnte.
Nach diesen eindrücklichen Begegnungen folgte eine Mittagspause bevor wir zu einer rund zweistündigen Bootstour über den Kazinga Kanal aufbrachen. Auch hier eröffneten sich wunderbare Bilder und Eindrücke. Neben diversen Vogelarten und einigen wenigen Affen konnten wir vor allem Flusspferde, Krokodile und Elefanten bestaunen. Somit hatten wir an einem Tag drei der „Großen Fünf“ (Löwe, Afrikanischer Elefant, Kaffernbüffel) beobachten können. Müde, aber glücklich verbachten wir den Abend dieses wunderbaren Freitags auf dem Gelände unseres Hotels in Kasese. Einmal mehr wurde allen klar, dass solche Naturlandschaften geschützt werden müssen, um das Naturerbe zu bewahren, von dem wir alle abhängig sind. Dabei spielt nicht nur der Klimaschutz sondern auch der konkrete Umwelt- und Naturschutz am Boden und auf den Wasserflächen eine große Rolle, der nur gelingen kann, wenn wir unser Verhalten entsprechend gestalten.
Am Samstag traten wir dann nach dem Frühstück die Rückreise nach Kalungu an, wo wir nach vielfältigen Eindrücken auch zur Professionalität der Menschen in der ugandischen Gesellschaft am Abend ankamen.
03.07.2022 – Ein weiterer Sonntag in Kalungu
Auch an diesem Sonntag stand als erster Programmpunkt des Tages der Besuch der heiligen Messe um 7:30, die von Father Joseph geleitet wurde. So ergab sich für uns die Möglichkeit, die Eindrücke des vergangenen Sonntags zu vertiefen.
Der restliche Sonntag war nicht durch ein fixes Programm festgelegt, sondern diente der Zerstreuung, die auf unterschiedliche Weise gesucht wurde. Zugleich bot der Sonntag die Gelegenheit, einmal losgelöst von den Projektarbeiten miteinander ins Gespräch zu kommen bzw. einfach zu spielen. Der überwiegende Teil unserer Schülerinnen und Schüler hielt sich am Nachmittag gemeinsam mit Frau Jöbkes und Herrn Hülsmann an unserer Partnerschule auf. Dort fand ein Besuchstag für die Eltern der Schülerinnen und Schüler der Mapeera School statt, die auch während der Unterrichtszeit im Internatsteil der Schule wohnen und leben. Neben regem Austausch standen der gemeinsame Zeitvertreib und Spaß bei unterschiedlichen Spielen im Vordergrund. Frau Strätz und Frau Schnettker sowie zwei unserer Schülerinnen nutzen den Sonntag auf andere Weise zum kulturellen Austausch, indem sie in aufwändiger und professioneller Weise durch die Mutter einer Schülerin der Mapeera School und weitere geschickte Hände neue Frisuren in Form von Braids erhielten.
04.07.2022 – “How to have a proper debate”
An diesem Montag hielten wir uns ganztägig an der Mapeera School auf. Der Tag begann für unsere gesamte Gruppe mit dem Besuch einer Englischstunde, die gemeinsam von Master Vincent Khaukah und Frau Schnettker gehalten wurde und an der sich die ugandischen wie die deutschen Schülerinnen und Schüler beteiligten. Unterrichtsgegenstand war die Besprechung einer Kurzgeschichte des nigerianischen Autors Chinua Achebe.
Hieran schloss sich die Vorbereitung der „debate“ an. Im ugandischen Schulsystem, dessen Prägung durch das britische Schulsystem charakteristisch ist, hat Debattenkultur einen ebenso hohen Stellenwert wie beispielsweise an britischen oder amerikanischen Schulen. Thematisch stand die Debatte in Zusammenhang mit unserem Projekt. Diskutiert wurde die Frage, ob die Regierung allein verantwortlich für Recycling ist. Typisch für die Debatte ist, dass zwei Gruppen gebildet werden, welche die Fragestellung aus gegensätzlichen Perspektiven diskutieren. So sammelten die beiden Gruppen Argumente und bereiteten sich auf die Debatte vor, die dann am Nachmittag abgehalten wurde, und zwar in wirklich großem Rahmen und klar strukturiert. Vor Beginn der Debatte versammelten sich Lehrer und Schülerinnen sowie Schüler in der Aula der Schule und bildeten das Publikum für den Auftritt der Debattierenden. Unter den wachsamen Augen des chairman und des timekeepers, welche die Debatte nach klaren Regeln leiten, lieferten sich beide Gruppen einen argumentativ starken Schlagabtausch, an dem auch eine unserer Schülerinnen überzeugend teilnahm, obwohl Vorgehen und Regelungen für sie eher neu waren. Einen klaren Sieger hatte die Debatte nicht, da beide Gruppen meist souverän auftraten, sich nur kleinere Schnitzer im Sinne der Regeln der Debatte erlaubten und somit insgesamt überzeugend waren.
Der Rest des Nachmittags wurde mit den Vorbereitungen für den kommenden Tag verbracht, der für uns noch eine große Überraschung bereithalten sollte.
05.07.2022 – Der vorletzte Tag
Der Dienstag begann wieder mit der Schulmesse, an die sich viele Vorbereitungen für den letzten Tag an der Mapeera School anschlossen, denn es galt der Schulgemeinschaft die Resultate unseres Projekts zu präsentieren. So wurden nicht nur die Präsentation des Liedes und des Gedichts weiter eingeübt, sondern auch Poster zum Projektthema erstellt und vor allem kurze Sketche gestaltet und geprobt, die den Gästen der Abschiedsfeier die Bedeutung des Projektthemas verdeutlichen sollte. Das umtriebige Arbeiten in Gruppen erstreckte sich über den gesamten Vor- und Nachmittag, bevor uns am Abend in unserer Unterkunft an der KGTC die oben erwähnte Überraschung ereilte. Wie in vorherigen Einträgen betont konnten wir uns täglich von so vielen positiven Eigenschaften unserer Gastgeber überzeugen, jedoch war uns bis zu diesem Moment nicht bewusst, dass geheimdienstliche Fähigkeiten auch dazu gehörten. Denn von uns völlig unbemerkt war eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern am Tag zuvor in einem Tonstudio gewesen, um das Lied professionell aufnehmen zu lassen. Schon beim ersten Hören war sich unsere Gruppe sicher, dass das Lied Ohrwurmpotenzial besitzt, und daher möchten wir den interessierten Leserinnen und Lesern das kleine Kunstwerk nicht vorenthalten. Wer sich vom Potenzial überzeugen möchte: Hier geht es zum Projekt-Song!
06.07.2022 – Verabschiedung
Der Vormittag dieses Mittwochs stand ganz im Zeichen der Präsentation der Projektergebnisse vor der Schulgemeinschaft und unserer Verabschiedung. Mit Engagement stellten die Schülerinnen und Schüler, die oben beschriebenen Produkte der gesamten Schulgemeinschaft der Mapeera School vor, zu der sich auch Elternvertreter und ein Vertreter der Schulinspektion gesellten. So gab es neben der Darbietung der Projektresultate, für welche die Bilder besser sprechen als Worte, auch zahlreiche Reden der Vertreter aller an dem Austausch Beteiligten, in welchen stets die gegenseitige Wertschätzung und Freude über diese Schulpartnerschaft zum Ausdruck kamen. Die Entschlossenheit der ugandischen und der deutschen Seite, die Partnerschaft zukunftsfähig auszubauen, war offensichtlich.
So offen, aufwändig und liebevoll wir empfangen worden waren, so herzlich wurden wir auch verabschiedet. Neben dem offiziellen Programm stand auch hinreichend Zeit für persönliche Verabschiedungen zur Verfügung, die nicht immer ohne Tränen abliefen. So wurden alle von uns auch mit Abschiedsgeschenken von den Schülerinnen und Schülern der Mapeera School bedacht, welche von Briefen über selbst hergestellte Armbänder bis zu selbstgemachten Mützen reichten. Die hohe Wertschätzung, mit der man uns von Beginn an seitens aller Mitglieder der Schulgemeinschaft begegnete, wurde hier erneut sehr deutlich. Unterstrichen wurde das auch durch die unzähligen Fotos in verschiedenen Konstellationen, die zum Abschied aufgenommen wurden. Hier konnten wir in einer gewissen Annäherung erfahren, wie sich berühmte und beliebte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fühlen müssen, wenn sie auf ihre Anhänger treffen. Gegen Mittag endete die Verabschiedung und nach einem letzten hervorragenden Mittagessen im Haus des Schulleiters Innocent Walyaula, begannen wir mit den Vorbereitungen für unsere Rückreise.
Am Abend des letzten Tages erschienen nach dem Abendessen in unserer Unterkunft noch die Lehrerinnen Madam Aida und Madam Lilian, begleitet von Innocent Walyaula und Sister Mary Judith, um alle Mitglieder unserer Reisgruppe mit weiteren Geschenken zu verabschieden und die Zeit für letzte persönliche Gespräche mit Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern zu nutzen.
07.07.2022 und 08.07.2022 – Die Rückreise
Früh am Morgen des 07. Juli machten wir uns begleitet von Sister Mary Judith und Schulleiter Innocent Walyaula per Bus auf den Weg in Richtung Entebbe, um von dort den Rückflug über Doha nach Frankfurt a. M. anzutreten. Nach einer herzlichen Verabschiedung durch die Schulleiterin der KGTC steuerten wir zunächst die Hauptstadt Ugandas, Kampala, an, um vor der Abreise noch einen Eindruck dieser großen und lebhaften Stadt durch eine Rundfahrt durch das Stadtzentrum zu gewinnen. Auch ein Halt auf einem Markt, auf dem Souvenirs aller Couleur und für jeden Geschmack zu erwerben waren, gehörte zum Besuch in Kampala. So konnten kleine Andenken für die Lieben in Deutschland und für sich selbst erstanden werden, bevor die Fahrt weiter nach Entebbe ging.
Nach einem letzten gemeinsamen ugandischen Mittagessen erreichten wir den Flughafen und traten den Rückweg nach Deutschland an. Auch wenn die Flüge wie auf der Hinreise reibungslos verliefen, waren doch alle froh als wir nach rund 12 Stunden des Fliegens in Frankfurt landeten. Dort nahm uns Herr Jöbkes in Empfang, der es sich nicht hatte nehmen lassen für jedes Mitglied der Reisegruppe ein reichhaltiges und liebevoll gestaltetes Lunchpakt zusammenzustellen und darüber hinaus unsere Koffer nach Kall zu transportieren, damit wir die Zugreise von Frankfurt nach Kall mit möglichst leichtem Gepäck antreten konnten. In den vollen ÖPNV-Zügen von Frankfurt über Koblenz nach Köln stellte sich dies als wahrer Segen heraus. Am frühen Nachmittag erreichten wir Kall, wo Eltern und weitere Angehörige bereits auf uns warteten und die müden, aber glücklichen Reisenden freudig in Empfang nahmen. So endete eine aufregende und eindrückliche Reise, die allen Beteiligten sicherlich lebenslang im Gedächtnis bleiben wird. Auch wenn hier das Ende der Reise erreicht war, so ist es auch der Beginn einer intensivierten Schulpartnerschaft, die von beiden Seiten nun umso mehr geschätzt wird und ihre Fortführung erfahren wird.