Chronik

Vorgeschichte

Mit der fortschreitenden Industrialisierung wuchs allgemein in bürgerlichen Kreisen das Bedürfnis nach einer höheren Schulbildung für ihre (männlichen) Kinder:

a) als Voraussetzung zum Besuch eines Gymnasiums mit folgendem Hochschulstudium,
b) in Gestalt einer Bildung, die beruflich verwertbar war (z.B. Fremd- sprachen, Mathematik, Geographie).

Dies galt auch für Schleiden, damals die kleinste Kreisstadt in Preußen bzw. kleinste Stadt in der Rheinprovinz mit knapp 600 Einwohnern, dessen bürgerliches Milieu geprägt war von Handwerk und Kleingewerbe, mittlerem Verwaltungspersonal und mehreren eisenverarbeitenden Betrieben.

In Schleiden
• wurde die Idee des Zusammenschlusses der konfessionellen Schuleinrichtungen zwecks Gründung einer allgemeinen höheren Stadtschule bereits 1830 durch Carl Poensgen vergeblich propagiert;

• richtet am 4.9.1848 der evangelische Pfarrer Küllenberg in Schleiden private Unterrichtskurse zur Vorbereitung auf die mittleren Klassen eines Gymnasiums ein (Latein, Griechisch, Französisch, Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften, Geo- graphie, Geschichte).
• gründet im März 1858 der katholische Pfarrvikar Flesch eine von der Regierung konzessionierte Schule zwecks “höherer wissenschaftlicher Bildung”.

Beide “Schulen” waren aber auf Grund geringer Schülerzahl auf Dauer nicht lebensfähig.

Im Dezember 1865 beschlossen Behörden und Notabeln der Stadt und des Schleidener Obertales, eine höhere paritätische Stadtschule einzurichten, deren Träger aber nicht die Stadt, sondern bis 1875 ein Kuratorium war, das die vermögensrechtliche Verantwortung trug. Es bestand aus dem Bürgermeister, dem evangelischen und katholischen Pfarrer, dem Schulrektor und einem (ab 1868 drei) Bürgerschaftsvertreter(n).
Finanziert wurde die Schule im wesentlichen durch das Schulgeld, einen städtischen Zuschuss sowie freiwillige finanzielle Verpflichtungen einzelner Bürger.

I. DIE “HÖHERE STADTSCHULE”

1866

Am 10. April wurde die “Höhere Stadtschule” zu Schleiden feierlich eröffnet. „Berechtigte“ Realanstalten und Bürgerschulen umfassten damals fünf Klassen (VI, V, IV, III, II), Schleiden besaß jedoch nur drei (VI, V, IV) und unterstand als Schule „ohne Berechtigung“ der Bezirksregierung in Aachen.

1870

Angliederung einer 4. Klasse (III).

1883

Ab Ostern verfügt die Schule mit der Teilung der Tertia in Unter- und Obertertia über 5 Klassen.

1897

Am 1. April wird die Anstalt offiziell von der Stadt als Kommunalanstalt übernommen. Sie hatte zwar schon immer den Namen „Stadtschule“ getragen, war aber bis dahin eine Privatschule öffentlichen Charakters ohne Anerkennung als kommunale Anstalt.

Seit 1909 ist die Schule der schultechnischen Aufsicht des Direktors des Staatlichen Gymnasiums Münstereifel unterstellt, der den Vorsitz bei der Abschlussprüfung der Obertertia (Jgst. 9) führt. Das Abgangszeugnis der höheren Stadtschule berechtigt nun zur Aufnahme in die Untersekunda (Jgst. 10) eines Gymnasiums bzw. eines Realgymnasiums.

1919

Einrichtung des Schülerheimes „Collegium Marianum“ im Schloss durch den Orden der „Lazaristen“ (auch: Vinzentiner).

1920


Am 26. März erreicht man – im Zusammenhang mit den allgemeinen Bestrebungen des Verbandes der sog. Rektoralschullehrer – die Genehmigung zur Einrichtung einer sechsten Klasse (Untersekunda, Jgst. 10), ohne allerdings damit die Anerkennung als Progymnasium zu erhalten. Nun ist man rechtlich Mittelschule, faktisch Realprogymnasium.

II. DAS REALPROGYMNASIUM

1923

Nachdem der Kreis am 5.7.1922 mit der Errichtung eines Schulzweckverbandes aus Stadt und Kreis Schleiden zum Zweck der finanziellen Trägerschaft der Schule (Finanzierung: 75% Staat, Rest zu ¾ Kreis und zu ¼ Stadt) die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat, erfolgt mit Wirkung vom 1.4.1923 ministerielle Anerkennung als Realprogymnasium.
Zum ersten Studiendirektor wird August Eschbach ernannt, der bereits seit 1914 Rektor der Höheren Stadtschule gewesen war und sein Amt bis zur Zwangsversetzung 1936 ausübt.

1931

Vom Provinzialschulkollegium in Koblenz wird mit Wirkung von Ostern 1932 die Einstellung des seit Gründung der Schule bestehenden griechischen Ergänzungsunterrichtes angeordnet.

III. DAS REALGYMNASIUM BZW. DIE DEUTSCHE OBERSCHULE

1937


Mit dem Schuljahre 1937/38 beginnt der stufenweise Ausbau zu einer „Vollanstalt“ in der Form des Realgymnasiums.

1938

Im Zusammenhang mit der Vereinheitlichung des Bildungswesens wird das Realgymnasium ab Ostern 1938 stufenweise in die neu eingeführte achtklassige Deutsche Oberschule umgewandelt. Zugleich erhält die „Oberschule“ die Erlaubnis, auch Mädchen aufzunehmen (Beginn der Koedukation im SGS).

1939

Mitte Januar staatliche Beschlagnahme des Schlosses und Auflösung des Schülerheims „Marianum“.

Im Februar findet die erste Reifeprüfung in Schleiden statt.
Nach der Schließung der privaten „Höheren Mädchenschule der Schwestern vom armen Kinde Jesu“ (Vorläuferin des heutigen „Clara-Fey-Gymnasiums“)  zu Ostern 1939 wechseln die meisten Mädchen zur „Oberschule“.

1944

Infolge der Kriegsereignisse erfolgt am 2. September die Schließung der Schule. Durch Artillerieeinschläge am 15.10.1944 und Bombentreffer am 23.1.1945 wird das Schulgebäude völlig dem Erdboden gleichgemacht. Lediglich die Turnhalle bleibt verschont.

IV. DAS (NEUSPRACHLICHE) GYMNASIUM

1945

Am 25. Oktober beantragt die Stadt die Wiedererrichtung der Schule in Gestalt eines neusprachlichen Gymnasiums (Sprachenfolge: Latein, Englisch, Französisch); sie wird aber auf Anordnung der Schulbehörde verpflichtet, bei Bedarf auch einen altsprachlichen Zweig (Sprachenfolge: Latein, Englisch, Griechisch) einzurichten. Die gemeinsame Unterrichtung von Jungen und Mädchen blieb “ausnahmsweise auch weiterhin” erlaubt.
Bereits am 22. November wird ein behelfsmäßiger Schulbetrieb – ohne eigenes Schulgebäude und ohne die primitivsten Lehrmittel – in drei Räumen der Volksschule wieder aufgenommen.

1949

Mit dem ersten Spatenstich im April und der Grundsteinlegung durch die Kultusministerin Dr. Christine Teusch am 10. Juni beginnt der Bau eines neuen Schulgebäudes, des ersten Neubaus einer höheren Schule in Nordrhein-Westfalen überhaupt.

1950

Am 28. April wird der Haupttrakt des neuen Schulgebäudes eingeweiht. Ergänzende Gebäudeteile werden bis 1957 fertig gestellt, weitere Ausbaumaßnahmen finden 1963/64 und 1974/76 statt.

1952

Die Einrichtung eines altsprachlichen Zweiges wird im April notwendig, nachdem die Genossenschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales (OSFS) am 2.7.1951 das im Kriege stark beschädigte Schloss von den Lazaristen erwor- ben und dort nach dem teilweisen Wiederaufbau wieder ein Schülerheim („Marianum“) eingerichtet hat.

1957

Der am 18. Februar ergangene Erlass des Kultusministeriums, den neusprachlichen Zweig auf die Sprachenfolge Englisch, Latein, Französisch umzustellen, bewirkt die Umwandlung der Schule zu einem “neusprachlichen und altsprachlichen Gymnasium”.

1959

Seit Ostern wird die Anstalt voll doppelzügig geführt.

1965

Ab diesem Jahr wird der Unterricht im Fach Griechisch abgebaut; die letzte Reifeprüfung in diesem Fach findet 1971 statt. Zwei Jahre später (1967) wird das Fach Latein als erste Sprache in der Sexta aufgegeben.

1966

Im September Feiern zum 100jährigen Bestehen der Schule.

1968

Als neuer Zweig kommt in der Oberstufe eine Aufbauform für Realschulabsolventen hinzu.

1972

Im Mai beschließt man am SGS, für die Klasse 12 das „Vorlaufmodell“ der differenzierten Oberstufe in NRW zu übernehmen, die dann 1974 generell ab Klasse 11 eingeführt wird.

1982

Gründung der Schulzeitung „Mitteilungen des SGS“, seit 1986 „SGS aktuell“, deren Ziel es ist, „das Gymnasium durch Berichte aus dem Schulleben, dem Unterricht, von Klassen- und Studienfahrten, vom sozialen Engagement der Schüler und Personalia nach außen zu öffnen“ (Schulprogramm, Nr. 10.4).

1986

Am 31. Juli geben die Oblaten die Trägerschaft des Schlossinternats „Marianum“ auf, das dann noch bis zum 15.10.1991 privat weitergeführt wird.

1991

Vom 26. bis 29. September feiert das SGS sein 125jähriges Bestehen; die Schülerzahl beträgt 335. Im Rahmen der Jubiläumsfeiern wird der 1972 begründete „Förderverein“ in den „Verein der Förderer und Ehemaligen“ des SGS „SLEIDANIA“ umgewandelt. Damit wird die Tradition des am 8.9.1899 begründeten gleichnamigen Ehemaligenvereins fortgesetzt, der Anfang der 70er Jahre „eingeschlafen“ war.

1995

Umbau des nicht mehr zeitgemäßen Sprachlabors in einen modernen Fremdsprachenraum mit einer kleinen englischsprachigen Handbibliothek.

1996

In gemeinsamer Arbeit von Schülern und Lehrern wird ab Sommer 1995 der ehemalige Klassenarbeitsraum 11r zu einer Cafeteria umgebaut und am „Tag der offenen Tür“, dem 13. Januar, feierlich seiner neuen Bestimmung übergeben. Später erhält sie den Namen „Oase“. Am 28. Juni feiert das „Städtische“ seinen 130. Geburtstag; die Schülerzahl beträgt im Oktober 396.

1998/99

Die dringend notwendige Totalrenovierung des Chemieraums wird in drei Etappen mit einem Kostenaufwand von insgesamt 84.000 € durchgeführt. Abschließende Baumaßnahmen finden 2003 statt.

2005

In diesem Jahr besuchen 623 Schüler das SGS. In der fünften Klasse beginnt eine neue Ära: Es ist der erste Jahrgang, der das Abitur nach 12 Schuljahren entsprechend dem sogenannten “G8-Modell” ablegen wird.

2006

Im Frühjahr scheidet der langjährige Schulleiter Rainer Kaduk aus dem aktiven Dienst aus. In einer großen Feierstunde in der Aula verabschiedet sich die Schulgemeinde von ihm. Der Schulträger bedankt sich für die engagierte Arbeit, die zu einer deutlichen Stärkung des SGS auch im Hinblick auf die Schülerzahl, die der beste Indikator für die Qualität der Arbeit ist, beigetragen hat. Er bleibt der Schule eng verbunden und ist gerne gesehener Gast bei diversen Schulveranstaltungen. Von den Schülerinnen und Schülern, die ihn aus seiner aktiven Zeit kennen, wird er immer sehr herzlich zu den Abiturfeierlichkeiten eingeladen.

2007

Die Arbeit an der Schule hat sich in den letzten Jahren geändert. Moderne elektronische Informationsmedien gehören inzwischen zum Schulalltag. Höchste Zeit also, hier auch entsprechende Angebote zu schaffen. Die Umwidmung der Lehrerbibliothek, die aufgrund der klammen Haushaltslage bereits seit einigen Jahren ein Schattendasein führte, machte die Einrichtung des Selbstlernzentrums möglich. Auf 150 qm Fläche konnten in einem ersten Ausbauschritt 8 Rechnerstationen und 20 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Eine großzügige Privatspende half dabei sehr, denn schließlich mussten neue Rechner und Möbel angeschafft werden. Die Stadt richtete den Raum entsprechend her.
Die Zuverlässigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler machen es möglich, das Selbstlernzentrum eigenverantwortlich zu führen. Buchbestände der ehemaligen Lehrerbibliothek und Neuanschaffungen ergänzen das digitale Angebot, das den Oberstufenschülern bis in den Nachmittag offen steht. Zuletzt konnte der Bestand durch eine großherzige Spende der Familie Klein aus dem Nachlass des früh verstorbenen Musiklehrers Friedhelm Klein erheblich erweitert werden.

2009

Am 30.09.2009 geht das SGS erstmalig auf Sendung! In Zusammenarbeit mit Radio-Euskirchen, mit dem es eine Lernpartnerschaft gibt, wurde im Radio-Workshop eine Feature entwickelt, dass nun ausgestrahlt wird. Im Laufe eines Jahres hatten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler das Radiomachen von der Pike auf gelernt: Themen finden, O-Töne sammeln, Sendungen schneiden und, und und.

2010

Das Konjunkturpaket II macht’s möglich! Nachdem die Stadt in den letzten Jahren an vielen Stellen in das Schulgebäude ihres Städtischen Gymnasiums investiert hat, wird nun ein Großprojekt in Angriff genommen: Der Gebäudetrakt B, in dem die Oberstufe untergebracht ist, in dem sich aber auch die Fachräume für Musik, Erdkunde und Informatik befinden, und der am Nachmittag und am Abend auch von der Musikschule Schleiden und der Volkshochschule genutzt wird, wird thermisch saniert und aufgewertet. Die Fassadengestaltung wird harmonisch an das Erscheinungsbild des Altbaus angepasst. Auch der Eingangsbereich wurde attraktiv gestaltet.

Nachdem ab Ende der 90er Jahre die Chemie saniert wurde, ist nun die Physik an der Reihe. Die Räume werden vollständig neu ausgestattet und die Sammlung modernisiert.

Der Abschluss der beiden Projekte wird sich bis in das Jahr 2011 hin ziehen.

Das Städtische Gymnasium stellt sich der Qualitätsanalyse durch die Bezirksregierung. Das Inspektorenteam bescheinigt der Schule eine gute und in vielen Punkten vorbildliche Qualität der Arbeit und gibt zu erkennen, dass es sich in die freundliche und offene Atmosphäre an der Schule gut aufgenommen fühlte.

Das SGS wird von der Bezirksregierung damit beauftragt, das neue Kursformat “Projektkurs Oberstufe” für das Fach Erdkunde/Geographie in einer Pilotphase zu erproben. Die Ergebnisse sollen dann Ende 2011, Anfang 2012 über das Internet verfügbar gemacht werden. Die Fachschaft Erdkunde freut sich besonders über das Vertrauen, das das Land NRW in die Kompetenz der Schule setzt.

2011

Der im Jahr 2005 als stellvertretender Schulleiter ans SGS gekommene Erdkunde- und Französischlehrer Rolf Heesel scheidet aus dem Amt des Schulleiters, das er 2006 in der Nachfolge von Rainer Kaduk übernommen hatte, aus. Er wechselt als Dezernent nach Köln in die Schulaufsichtsbehörde. Das SGS wird nun erstmalig in seiner Geschichte von einer Schulleiterin geführt, wenn auch bislang nur kommissarisch.

Das traditionelle Sommerfest am SGS wird in diesem Jahr als großer Projekttag unter dem Motto “Prima Klima” ausgerichtet. Das Städtische leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutzkonzept der Stadt, in deren AG-Bildung sich auch das SGS engagiert. Schüler/innen der Grundschulen waren am Vormittag zu Gast und konnten sich bei vielen Ideen und Aktionen der Schülerinnen und Schüler des SGS mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen. Auch der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, die Zwischenergebnisse der Initiative zu erkunden.

2016

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150jährigen Jubiläums des “Städtischen” wird der Schule ein neuer Name gegeben: Städtisches Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden. Der Namensgeber war ein Sohn der Stadt Schleiden und hat als Pädagoge besonders von Straßburg aus gewirkt.