An den Besinnungstagen der Jahrgangsstufen Q1 und Q2 nahmen in diesem Jahr 22 Schülerinnen und Schüler – zusammen mit vier Leitenden – teil. Für drei Tage bezog die gemischte Gruppe das Jugendgästehaus der evangelischen Kirche in Monschau, ein Selbstversorgerhaus unterhalb der Burg. „Für unser Konzept der Besinnungstage ist es sehr wichtig, dass Gemeinschaft durch gemeinsames Kochen und Essen gepflegt wird“, so Oliver Joswig, evangelischer Pfarrer von Hellenthal und Religionslehrer am JSG.
„Grenzgänger“ lautete das Motto der Besinnungstage und so begaben sich am Vormittag des ersten Tages die Oberstufenschüler und -schülerinnen von zwei unterschiedlichen Startpunkten aus, auf eine etwa acht Kilometer lange Wanderung entlang der deutsch-belgischen Grenze zurück nach Monschau. In Fünfer- und Sechsergruppen machten sie sich zeitlich versetzt auf den Weg, um dabei über Grenzen und Grenzerfahrungen nachzudenken. Die Schülerinnen und Schüler erhielten dazu Leitfragen, etwa „Wo stoße ich an meine Grenzen?“, „Welche Grenzen habe ich bereits überwunden?“, „Wie fühle ich mich, wenn jemand meine Grenzen übertritt?“ und setzten sich so mit wichtigen Lebensstationen, Hindernissen und Rückschlägen, aber auch positiven Erfahrungen des Überwindens auf dem bisherigen Lebensweg auseinander. „Die Wanderung, bei der sich die Schülerinnen und Schüler mit bestimmten Aspekten ihrer Lebenssituation auseinandersetzen, ist für unsere Besinnungstage immer der erste, wichtige Baustein“, erklärt Carsten Schlott, Lehrer für Katholische Religionslehre, der dieses freiwillige Angebot der Schule seit seiner Entstehung im Jahre 2011 mit begleitet. „Die Jugendlichen setzen ihre Gedanken dann in künstlerischer Form um – mal in Form von Tonplastiken oder Drahtfiguren oder, wie in diesem Jahr, als Bild, das das Gefühl ausdrücken sollte, das bei einer „Blindführung“ durch einen unbekannten Raum empfunden wurde“, führt Schlott weiter aus. Bei der Besprechung dieser Kunstwerke in kleinen Gruppen geben die Teilnehmer oft sehr persönliche Gedanken preis. Damit eine persönliche und intensive Gesprächsatmosphäre ermöglicht werden kann, werden die Besinnungstage zusätzlich von Marion Lenzen, Schülerinnenmutter und Sleidania-Vorstandsmitglied sowie diesmal erstmals von Nicole Kupp, Lehrerin für Katholische Religionslehre am JSG, begleitet.
Der erste Abend wird traditionell mit einem Film, passend zum Motto, beschlossen. „Jugend ohne Gott“ berührte viele der Jugendlichen sehr, zeigte der in der Zukunft spielende Film doch eindrucksvoll und beängstigend gleichermaßen, an welche Grenzen junge Erwachsene in der Gesellschaft stoßen und mit welchen Mitteln sie sich anderen gegenüber behaupten müssen. Am Vormittag des letzten Tages traf sich die Q2 zusammen, um erste Überlegungen bezüglich des Abiturgottesdienstes anzustellen. Die Schülerinnen und Schüler der Q1 bastelten derweil eine Zeitkapsel, ein ausgehöhltes Vierkantholz, das einen an sich selbst geschriebenen Brief aufnimmt. Die Schülerinnen und Schüler stellen sich vor, wo sie in zehn Jahren stehen werden. Wenn sie nach dieser Zeitspanne die Kapsel erstmals öffnen dürfen, werden sie vielleicht erstaunt sein, wohin sie ihr Lebensweg geführt haben wird und über welche Grenzen sie hinausgewachsen sein werden.
Wir freuen uns jetzt schon auf die nächsten Besinnungstage, die 2021 wieder im ehemaligen Bahnhof von Ahrdorf stattfinden werden.
(Carsten Schlott)