Der letzte Donnerstag im Oktober 2020 wird in die Geschichte des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasiums Schleiden eingehen, davon ist man in der Schulgemeinschaft des JSG überzeugt.
In einem symbolischen Akt übergab der Bürgermeister der Stadt Schleiden, Ingo Pfennings, mit dem Durchschneiden des Absperrbandes den sanierten Teil des A-Traktes seiner Bestimmung. Hier kann nun knapp zwei Jahre nach dem verheerenden Großbrand wieder Unterricht stattfinden.
Dass dies keine „normale“ Eröffnung nach einer regulären Sanierung war, daran erinnerte Schulleiter Georg Jöbkes in einer kurzen Ansprache die zu der Corona-bedingt kleinen Feierstunde eingeladenen Gäste. Die Schulpflegschaftsvorsitzenden Petra Meyer und Martin Maciejewski erinnerten sich ebenso an die Ereignisse der Schreckensnächte der Brandstiftungen im November 2018 wie auch die Schülerinnen und Schüler des Schülerrates. Alle hatten noch im Kopf, dass viel verloren gegangen war, für das sich Schulgemeinschaft und Schulträger in den Jahren davor durch die Investition von Zeit und finanziellen Mitteln eingesetzt hatten. Normalität war damals ausgelöscht worden. Errungenschaften wie der Chill-Room und das Lehrerbüro gingen verloren. Die schöne, frisch renovierte, klassische Aula war zerstört.
Jochen Wiesen, Hausmeister und gute Seele der Schule, und Stefan Marenbach, stellvertretender Schulleiter und Digitalprofi des JSG, die die Zerstörung durch den Brand bis ins Mark getroffen hatte – hatten sie sich doch immer mit viel Herzblut für die Schule eingesetzt – konnte man die Erleichterung, dass diese schlimmen Ereignisse jetzt in ihrer Wirkung verblassen würden, am Gesicht ablesen.
Endlich, so dachten wohl alle, können wir wieder in einem Schulgebäude lernen, lehren und leben. Vorbei die Zeit, wo Gebäudewechsel, dichte Stundenpläne, wechselnde Unterrichtsräume den Alltag prägten. Darüber freuen sich vor allem auch die Lehrkräfte des JSG, die ebenfalls mit einer kleinen Abordnung an der Feierstunde teilnahmen. Sie hatten in den letzten beiden Jahren manches Mal die Zähne zusammenbeißen müssen, denn der zusätzliche Zeit- und Planungsaufwand waren enorm.
Alle gleichermaßen freuten sich beim Blick in den neuen Lernbereich aber vor allem darüber, dass es dem Schulträger gelungen war, in der für Schulbauten eher kurzen Planungs- und Bauphase auch ein ganz neues Raumkonzept umzusetzen. Gemeinsam mit der Schulleitung und unter Einbindung der Lehrerschaft wurden an der Idee der Lerncluster orientierte offene Lernbereiche geschaffen, in denen sich die Klassenräume um einen gemeinsam genutzten Arbeitsbereich gruppieren, in dem sowohl individuelles wie kollaboratives Arbeiten ermöglicht wird. Das passt in eine Schule, in der im Zuge der Digitalisierung auch ganz neue Arbeitsweisen Einzug halten und die klassischen Formen des Unterrichts bereichern.
Die in den Klassenräumen zur Verfügung stehenden digitalen Tafeln, großformatige Bildschirme mit eigener Präsentationstechnik, PC-Steuerung, LAN-Anschluss und eigenem WLAN-Netz ermöglichen es, dass die im schulischen Netz gemanagten iPads, aber ggf. auch private Endgeräte im Unterricht produktiv eingesetzt werden können, weil Arbeitsergebnisse sofort präsentiert und gemeinsam bearbeitet werden können. Aber die Screens können auch wie eine ganz normale Kreidetafel genutzt werden, nur eben ohne den lästigen Kreidestaub.
In seiner Ansprache betonte Schulleiter Jöbkes, dass diese neuen Möglichkeiten vom Kollegium aufgeschlossen angenommen wurden. In den ersten drei Tagen nach den Herbstferien wurde das Kollegium an den neuen Tafeln geschult. Immer wieder treffe man in Freistunden und am Nachmittag auf Kolleg*innen, die sich zur Unterrichtsvorbereitung in die Klassenräume begeben, um neue Konzepte zu erproben. Eine spannende Entwicklungsphase liegt also vor Lehrerschaft und Schülerschaft, denn mit der neuen Technik wurde am JSG das Ende der Kreidezeit eingeläutet. Der Schulträger hat sich viel vorgenommen im Rahmen der Digitalisierung und betrachtet die offenen Lernbereiche auch als Modell für die weitere Entwicklung des Schulgebäudes.
Das Motto des vom Brand besonders betroffenen und zunächst verunsicherten Abiturjahrgangs 2019, das am letzten Schultag dieser Q2 farbenfroh und als zuversichtliche Botschaft am Gebäude gehisst worden war, so stellte Bürgermeister Pfennings bei seinem Grußwort fest, hatte sich auch als passendes Motto für den Wiederaufbau erwiesen: „Wie ein Phönix aus der Asche!“ Dieses Motto hatte der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass aus dem schrecklichen Ereignis etwas gutes Neues entstehen möge. Und jetzt, so Pfennings, stehe man ja wirklich vor strahlenden neuen Räumen.
Gemeinsam hatte man die Zeit seit den Bränden genutzt und das Neue auch gemeinsam geplant. Der Schulträger hat sich, unter verantwortlicher Leitung durch Marcel Wolter, um die Mittel bemüht, die für einen modernen Bau benötigt werden, und die Mitarbeiter der Liegenschaftsabteilung haben mit höchstem Arbeitsaufwand die Umsetzung begleitet und eine großartige Sache ins Werk gesetzt.
Bevor Bürgermeister Pfennings dann gemeinsam mit der Schulleitung das klassische Absperrband vor dem Durchgang in den A-Trakt mit der Bauschere durchtrennte, machten sich alle auch die Verantwortung bewusst, die jeder dafür trägt, dass die neuen räumlichen Möglichkeiten auch zu besonderen Bildungserfolgen führen und nachhaltig ihren tollen Charakter bewahren. Schulleitung und Bürgermeister betonten, dass sie sich wünschen und sehr freuen würden, wenn die Schülerinnen und Schüler sich von dem frischen Wind, den die Räume verströmen, einfach mitreißen lassen, ihre Chancen ergreifen und sich mit der ganz zentralen Lebensphase „Schulzeit“ gut identifizieren können. Die neuen, modernen, schicken, coolen Räume zeigen, dass den Verantwortungsträgern daran liegt, dass die Schülerinnen und Schüler beste Chancen bekommen, kluge Köpfe zu werden, die die Gesellschaft zukünftig gestalten können und die vor allem die Gesellschaft gestalten wollen. Das ist nämlich, so Jöbkes, die Kernaufgabe der Schule.